Die CO2-Abgabe beträgt seit Anfang des Jahres 45 Euro pro Tonne, doch dabei wird es nicht bleiben. Das Kopernikus-Projekt Ariadne am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung kommt in einer Studie aus dem vergangenen Jahr zu dem Schluss, dass der Preis im Jahr 2050 bereits bei 400 Euro je Tonne Kohlendioxid liegen könnte. Für das Jahr 2030 rechnet man mit einem Preis von 120 Euro.
Eine durch das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung veröffentlichte Untersuchung sieht den Preis im Jahr 2030 bereits bei 275 Euro, wohingegen eine Studie im Auftrag des Bundesumweltministeriums sowie des Umweltbundesamtes zu der Einschätzung kommt, dass dieser Wert erst im Jahr 2040 erreicht wird. Allen Untersuchungen gemein ist jedoch die Erkenntnis, dass der CO2-Preis in den nächsten Jahren signifikant ansteigen wird.
Zum Hintergrund: Seit 2021 müssen Unternehmen, die fossile Brenn- und Kraftstoffe wie Erdgas, Benzin, Diesel und Heizöl auf den Markt bringen, für die damit einhergehenden CO2-Emissionen einen festgelegten Preis pro Tonne bezahlen. Dieser betrug zunächst 25 Euro, dann 30 und nun 45 Euro. Bis 2025 soll er auf 55 Euro steigen.
Bisher hat die Politik den CO2-Preis vorgegeben. Grundlage dafür ist das Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG), beschlossen 2019. Dieses verpflichtet Unternehmen Emissionsrechte in Form von Zertifikaten zu kaufen, gemessen am Treibhausgas-Ausstoß, den ihre fossilen Brennstoffe verursachen. Für jede Tonne CO2 muss also ein Zertifikat abgegeben werden. Für die Sektoren Verkehr und Wärme hat Deutschland einen solchen nationalen Emissionshandel 2021 eingeführt.
Freier Handel bestimmt zukünftig den CO2-Preis
Ab 2026 werden die Emissionszertifikate nicht mehr zu einem bestimmten Preis verkauft, sondern versteigert. Dabei gilt noch ein Preiskorridor von 55 bis 65 Euro. Ab 2027 soll die CO2-Abgabe für Verkehr und Gebäudewärme aber in ein europäisches Emissionshandelssystem (ETS 2) übergehen. Angebot und Nachfrage entscheiden dann über die Kosten für ein Zertifikat.
Der Preis dürfte tendenziell steigen, denn laut Vorgaben der EU-Klimaschutzverordnung werden die zulässige Menge des CO2-Ausstoßes und damit die Anzahl an Zertifikaten sinken. Der CO2-Preis ist somit ein wichtiges Instrument, Anreize für mehr Energieeffizienz zu setzen und auf umweltfreundliche Alternativen umzusteigen. Bis 2050 will die EU die Klimaneutralität erreichen.
Wie hoch der CO2-Preis zukünftig ausfällt, lässt sich nicht genau vorhersagen, denn es ist unklar, welche Emissionsobergrenze die EU im Jahr 2027 erlaubt. Das EY-Netzwerk aus Wirtschaftsprüfung und Unternehmensberatung geht aber davon aus, dass sich die Preise mittel- bis langfristig auf einem hohen Niveau befinden werden. „Auf lange Sicht, bis 2050, werden Preisanstiege bis zu 400 Euro/t CO2 vorhergesagt.“
Die Unsicherheit über die zukünftige Höhe des CO2-Preises betrifft auch die Wohnungswirtschaft. Seit 2023 sind Vermieter verpflichtet, sich an den Kohlendioxidkosten des Gebäudes zu beteiligen. Zuvor mussten Mieter diese Zusatzkosten allein stemmen. Jetzt gilt: Je höher der Kohlendioxidausstoß des Gebäudes ist, desto stärker fällt der Kostenanteil für Vermieter aus. Das CO2-Kostenaufteilungsgesetz (CO2KostAufG) sieht für die Berechnung der Kostenbeteiligung ein 10-Stufenmodell vor. Weist das Gebäude eine gute Energiebilanz auf, etwa aufgrund einer Wärmedämmung oder anderer Effizienzmaßnahmen wie der Einsatz smarter Heizkörperthermostate, verringert sich entsprechend der Vermieteranteil.
CO2-Bepreisung senkt Emissionen
Dass eine CO2-Bepreisung das richtige Instrument ist, um den Treibhausgasausstoß zu verringern, unterstreicht eine Metastudie im Fachjournal „Nature Communications“, veröffentlicht Mitte Mai dieses Jahres. Demnach gingen die Emissionen um fünf bis 21 Prozent zurück, nachdem verschiedene Systeme des Preisaufschlags in Kraft getreten waren.
Wichtig sei dabei ein günstiges Umfeld, in dem Investitionen in klimaschonende Alternativen bezahlbar sind. Ob der CO2-Preis in Form einer Steuer oder ein Emissionshandelssystem (ETS) daherkomme, sei dagegen nachrangig. Die beteiligten Forscher werteten 80 Analysen aus und berücksichtigten zahlreiche Bepreisungssysteme von Staaten in allen Weltregionen.