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Teil 1: Hydraulischer Abgleich – der Weg des geringsten Widerstands

Ein hydraulischer Abgleich optimiert ein Heizungssystem, verringert dank mehr Energieeffizienz die Kosten und trägt zum Klimaschutz bei. In vier Abschnitten erläutern wir das Grundproblem und die Ursachen einer ungleichmäßigen Wärmeversorgung und gehen auf die Lösung ein. Wir erläutern, wie ein hydraulischer Abgleich vorgenommen wird, was er kostet und welche staatliche Förderung es gibt.

Wir befinden uns im 10. Stockwerk und drehen den Griff am Waschbecken auf. Das Wasser sprudelt sofort heraus – für uns ganz selbstverständlich. Doch so natürlich ist das gar nicht. Immerhin musste das Wasser viele Meter gegen die Schwerkraft und den Reibungsverlust innerhalb der Leitung nach oben gepumpt werden. Ohne einen ausreichenden, technisch erzeugten Wasserdruck würden statt eines Strahls nur ein paar Tropfen aus dem Wasserhahn kommen.

Früher erzeugten Wassertürme diesen Druck. In den Hochbehältern befand sich Wasser, das allein über den hydrostatischen Druck der Schwerkraft zu den angeschlossenen Häusern gelangte. In New York arbeiten heute noch viele solcher Wassertanks auf den Gebäudedächern nach diesem Prinzip. In Deutschland kommen dagegen Pumpen zum Einsatz.

Was für den Wasserhahn gilt, trifft auch auf die Heizkörper zu. Wasser sucht sich seinen Weg und folgt dabei dem Prinzip des geringsten Widerstands. Ein ausreichend starker Druck muss daher vorhanden sein, um das warme Wasser von der Heizung hin zu den Heizflächen in die einzelnen Räume zu transportieren. Nach der Wärmeabgabe fließt das kalte Wasser über die Rohre zurück zur Heizung.

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Voll aufgedreht und doch leer ausgegangen: die ungleichmäßige Wärmeverteilung

Ist der Versorgungsdruck zu gering, gelangt nicht genügend warmes Wasser in die höheren Stockwerke. Umgangssprachlich würden wir sagen, „jemand steht auf dem Schlauch“. Und die Bewohner:innen der oberen Etagen wundern sich: „Wieso ist es bei uns kalt, obwohl wir die Heizung voll aufgedreht haben?"

Die Antwort: Es liegt eine ungleichmäßige Wärmeverteilung vor. Weiter entfernt liegende Heizkörper werden nur langsam oder nicht genügend warm. Möglich ist aber auch, dass sie zeitlich verzögert mit Wärme versorgt werden, wenn die Räume nahe der Wärmequelle – also der Heizungsanlage – bereits die am Thermostatventil eingestellte Temperatur erreicht haben. Grob vereinfacht: Erst wenn die unteren Stockwerke schön warm sind, fließt das Wasser auch in die weiter entfernt liegenden Räume der oberen Etagen.

Spontan könnte jetzt der Einwand erfolgen: Dann erhöht doch einfach den Pumpendruck! Doch ähnlich wie beim menschlichen Blutkreislauf ist der Heizkreislauf komplex. Je länger die Rohrleitung, desto größer wird der Strömungswiderstand. Nahe der Wärmequelle gelegene Heizkörper weisen daher einen geringeren Durchflusswiderstand auf. Bei zu hohem Druck würde daher viel mehr Wasser als benötigt durch diese Heizkörper fließen und mit vergleichsweise hoher Temperatur zum Wärmeerzeuger zurücklaufen.

Wann ist ein hydraulischer Abgleich dringend erforderlich?

  • einige Heizkörper „glühen“, obwohl sie auf „Stufe 1“ eingestellt wurden

  • andere Heizkörper werden nicht warm, obwohl voll aufgedreht

  • hohe Vorlauftemperatur der Heizungsanlage

  • hoch eingestellte Pumpleistung der Heizungsanlage

  • Fließgeräusche in der Heizungsanlage (Rauschen, Gluckern oder Pfeifen)

Kein hydraulischer Abgleich – reine Energieverschwendung

Um das Problem der ungleichmäßigen Wärmeverteilung zu vermeiden, wurden früher nicht nur die Umwälzpumpen stärker ausgestattet, sondern auch die sogenannte Vorlauftemperatur erhöht. Damit ist die Wassertemperatur beim Eintritt in den Heizkörper gemeint. Nach dem Motto: Viel hilft viel.

Doch das Gegenteil ist der Fall. Zu hohe Volumenströme und zu hohe Vorlauftemperaturen bedeuten Energieverschwendung. Und die ist auf ganz Deutschland betrachtet gewaltig.

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