Smart Meter Gateway: Grundlage für intelligente Anwendungen und Mehrwertdienste (BundesBauBlatt, Ausgabe 6/2020)
Am 31. Januar 2020 wurde der lang erwartete Startschuss für den Pflicht-Rollout von Smart Meter Gateways (SMGW) gegeben: Nach dem Mannheimer Unternehmen Power Plus Communication AG (PPC) haben inzwischem auch zwei weitere SMGW-Hersteller die Zertifizierung durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erhalten. Die neue Technik bietet viele Vorteile, die auch einen freiwilligen Einbau attraktiv machen – insbesondere für die Wohnungswirtschaft. Die Verknüpfung von Smart- und Submetering ist eine naheliegende und schon heute umsetzbare Anwendung. Künftig warten noch weitere Mehrwerte der hochsicheren Digitaltechnik.
Lange schon wird über die Digitalisierung der Immobilienwirtschaft gesprochen. Die weitere Ausbreitung des Smart Meterings treibt das Thema zunehmend voran und bildet die Grundlage für Mehrwertanwendungen. Schon jetzt ist es möglich, Smart Meter Gateways flächendeckend zu installieren und die Erfassung der Heizenergie- und Wasserverbräuche mit der Messung des Allgemeinstromverbrauchs in Liegenschaften zu verknüpfen. Metering und Submetering werden so intelligent und effizient zusammengeführt und Doppelstrukturen sowie Kosten vermieden.
Ab dem Jahr 2021 kann auch der Mieterstromzähler in die Bündelung einbezogen werden: Mit dem sogenannten „Liegenschaftsmodell“ kommt anstelle des Mieters dem Liegenschaftseigentümer die Wahl des Messstellenbetreibers zu, wenn durch die Ausstattung mit intelligenten Messsystemen parallel zur Stromversorgung mindestens eine weitere Sparte – wie das Submetering – über das Smart Meter Gateway gebündelt wird.
Moderne Funkinfrastruktur
Für die Erfassung der Heizenergie- und Wasserverbräuche empfiehlt sich der Einsatz von AMR-Funkmessgeräten (Automatic Meter Reading), die die Verbrauchsdaten automatisch über Datensammler an das Smart Meter Gateway weiterleiten. Ein Betreten der Wohnungen zur Ablesung ist damit nicht länger erforderlich – aufwendige Terminvereinbarungen mit den Mietern entfallen. Nutzen die Messgeräte den offenen OMS-Standard (Open Metering System), so wie bei der Hamburger Kalorimeta GmbH (Kalo) der Fall, wird die Datenhoheit für den Kunden jederzeit gewährleistet. Durch die durchgängig elektronische Datenübertragung und geschickt integrierte Datenvalidierung werden Fehlerquellen im gesamten Ableseprozess vermieden und die Heiz- und Betriebskostenabrechnung kann noch schneller bereitgestellt werden.
Mehrwerte für Mieter und Vermieter
Neben der Einbindung von fernauslesbaren Erfassunggeräten eröffnet die neue SMGW-Technik weitere Mehrwerte, etwa im Bereich Smart Building. Interessant für Wohnungsunternehmen mit einem hohen Anteil älterter Mieter sind beispielsweise Anwendungen aus dem Feld Ambient Assisted Living (AAL). AAL steht für Konzepte, Produkte und Dienstleistungen, die mittels digitaler Technologien die Lebensqualität für Menschen im Alter erhöhen und einen längeren Verbleib in der gewohnten Wohnumgebung ermöglichen. Den Herausforderungen des demographischen Wandels kann so auf intelligentem Wege begegnet werden.
Ein weiteres Anwendungsfeld ist das Thema Verbrauchstransparenz. Werden die Verbrauchswerte der Wohnungsnutzer über das SMGW digital abgerufen, lassen sich den Mietern regelmäßige Verbrauchsinformationen zur Verfügung zu stellen. Dies wird nach der novellierten EU-Energieeffizienz-Richtlinie (EED) ab Oktober 2020 ohnehin zur Pflicht – zunächst halbjährig bzw. quartalsweise, ab 2022 sogar monatlich.
Kalo geht noch einen Schritt weiter: Mit ihrer App „Cards“ haben die Hamburger eine Endnutzer-Anwendung im Angebot, die die Pflicht zur unterjährigen Verbrauchsinformation auf besonders innovativem Wege erfüllt und um weitere Mehrwerte ergänzt. Mit der App können die Bewohner ihre Energieverbräuche bequem und selbstständig abrufen und ihr Verbrauchsverhalten bei Bedarf anpassen. Zudem enthält die Anwendung individuelle Benchmark-Sets, die dem Wohnungsnutzer den durchschnittlichen Verbrauch vergleichbarer Wohnungen anonymisiert anzeigen. Unterstützung bei der Einsparung von Energieverbrauch und -kosten erhalten die Nutzer der App durch eine Vielzahl von Energiespartipps, die sich im Alltag leicht umsetzen lassen.
Einbindung von Drittanbietern
Der Einsatz des interoperablen Smart Meter Gateways und die Anbindungsmöglichkeit via CLS-Kanal ermöglichen nicht nur die Einbindung verschiedener Anwendungen, sondern auch unterschiedlicher Anbieter. Die Datenautobahn des Smart Meter Gateways kann von verschiedenen Berechtigen für die Datenübertragung genutzt werden. Die Koordination und Bereitstellung der erfassten Daten erfolgt dann hochsicher an den jeweiligen Berechtigten durch den Gateway Administrator. Somit können Manipulation oder Datenmissbrauch verhindert werden und gleichzeitig verschiedenste Dienstleister die digitale Kommunikationsinfrastruktur nutzen.
Bereit für Anforderungen der Zukunft
Smart Meter Gateways sind die Zukunft der Branche. Sie schaffen eine hochsichere Kommunikationsinfrastruktur, die Kunden zahlreiche Mehrwerte und Perspektiven ermöglicht. Ihr Einsatz schafft eine umfassende Datenbasis, die schon heute als Grundlage für intelligente Anwendungen und Mehrwertdienste dient. Wohnungsunternehmen, die rechtzeitig auf die moderne Technik setzen, können zukünftigen Anforderungen gelassen entgegensehen.
Dieser Artikel wurde im BundesBauBlatt, Ausgabe 6/2020, veröffentlicht.