WWF-Studie: Energetische Sanierung zahlt sich für Eigentümer:innen aus
Rechnen sich energetische Sanierungen? Das fragen sich viele Eigentümer:innen von Wohngebäuden angesichts der oft hohen Kosten. Eine aktuelle Studie der Prognos AG im Auftrag der Umweltschutzorganisation WWF kommt zu dem Schluss: Eine Sanierung lohnt sich praktisch immer – ökonomisch und ökologisch.
Die Untersuchung berechnet am Beispiel eines Einparteien- und eines Mehrparteienhauses, ob eine energetische Sanierung wirtschaftlich ist. Dabei werden exemplarisch eine Teilsanierung (Dachdämmung und neue Fenster) sowie eine Vollsanierung umgesetzt. Beide Varianten berücksichtigen auch einen Heizungstausch.
Nichts zu tun kostet Geld und schadet dem Klima
Das Fazit für das Einparteienhaus: Die höchsten Kosten entstehen, wenn gar nicht saniert wird. Bis zum Jahr 2045, wenn Deutschland klimaneutral sein soll, würden sich die Gesamtkosten bei einem unsanierten Zustand auf gut 89.000 Euro belaufen. Durch eine umfassende Sanierung auf die Effizienzhausstandards EH 70 und EH 55 könnten die Gesamtkosten auf 65.000 Euro sinken. Die Werte EH 70 und EH 55 geben die Klasse der Energieeffizienz wieder. Im Vergleich zu einem Referenzgebäude benötigt ein EH 70 nur 70 Prozent der Primärenergie, weil die Wärmedämmung besser ist.
Auch eine Teilsanierung brächte Kostensenkungen mit sich, allerdings nicht in dem Maße wie eine Vollsanierung. Die Studie räumt ein, dass die hohen Anfangsinvestitionen umfassender Sanierungen insbesondere für einkommensschwache Haushalte und ältere Menschen nur schwer zu stemmen seien.
Energetische Sanierung steigert Gebäudewert
Auch bei vermieteten Mehrparteienhäusern verringern sich die Gesamtkosten durch die Anhebung auf ein Effizienzhausniveau, wenn auch nicht ganz so deutlich wie beim Einparteienhaus. Für beide Gebäudearten gilt aber, dass mit einer energetischen Sanierung auch der Gebäudewert steigt. Immobilien mit höheren Energieeffizienzklassen (A und A+) erzielten zuletzt teils 25 bis 30 Prozent höhere Verkaufserlöse als solche mit schlechten Energieeffizienzklassen (G und F). Für die Berechnungen wurden auch Umfeldmaßnahmen bei den Heizungssystemen berücksichtigt, unter anderem der hydraulische Abgleich, mit dem sich ebenfalls eine höhere Energieeffizienz erreichen lässt.
Eigetümer:innen können Sanierungsmaßnahmen über die Modernisierungsumlage zum Teil an die Mietenden weitergeben. Die profitieren – zumindest langfristig – von geringeren Energiekosten.
Nutzerverhalten bei energetischen Verbesserungen
Ein bemerkenswerter Aspekt, den die Autor:innen zu bedenken geben, ist, dass nach einer Gebäudesanierung häufig weniger Energie gespart wird als zuvor angenommen. Denn Bewohnende neigen zu einem weniger sparsamen Nutzungs- und Verbrauchsverhalten, da sie annehmen, dass dies aufgrund der Effizienzmaßnahme weniger ins Gewicht fällt. Ein Beispiel ist, dass die Heizung ein Grad höher eingestellt wird, weil man meint, eine vorgenommene Gebäudedämmung würde dies wieder aufwiegen. Man spricht hier vom sogenannten Rebound-Effekt. Das Erfassen und Abrechnen von Energieverbräuchen über die Heizkostenabrechnung ist daher nach wie vor notwendig, um den Bewohnenden ihr Verbrauchsverhalten bewusst zu machen und solchen Effekten entgegenzuwirken.
Es existieren zudem Effizienzmaßnahmen, die Bewohnende direkt einbeziehen und keinen Rebound-Effekt erwarten lassen: Smart-Home-Anwendungen wie smarte Heizkörperthermostate unterstützen bei energiesparendem Verhalten, sind geringinvestiv und erhöhen sogar noch den Wohnkomfort.
Info:
Die deutschlandweite Sanierungsrate habe im vergangenen Jahr mit 0,7 Prozent auf einem historisch niedrigen Niveau gelegen, so die WWF-Studie. Die Sanierungsquote müsste im Schnitt über zwei Prozent jährlich betragen, um einen klimaneutralen Bestand bis 2045 zu erreichen.